Heute habe ich den halben Tag damit vertrödelt von einem Amt zum nächsten und wieder zurückzulaufen. Nein, eigentlich habe ich damit schon gestern begonnen. Die liebste Schwiegermutter rief an und erzählte mir, dass ihr Frisör (Familienbetrieb in dritter Generation) mich dazu eingeladen hat beim Straßenfest am 03.06. meine Täschchen bei ihnen im Laden zu verkaufen. Klar will ich. Die liebsten Schwiegereltern wohnen auch auf besagter Straße, sind aber selbst unabkömmlich, da auf Kreuzfahrt. Da kann ich sozusagen Vertretung spielen und die ganze Nachbarschaft kennen lernen ;o)
Bei der Gelegenheit fiel mir aber auch wieder ein, dass ich immer noch in Erfahrung bringen wollte was ich beachten muss, wenn ich meine Täschchen auch auf Märkten verkaufen will. Kurzerhand hab ich also gestern das Gewerbeamt angerufen. Reisegewerbe war die Antwort und ich wurde mit einer Durchwahl an einen Herrn ein paar Räume weiter verwiesen, der die Anmeldungen für die Reisegewerbekarte vornimmt. Er war nett und kompetent, immerhin. Führungszeugnis und Auszug aus dem Gewerbezentralregister bräuchte ich und könnte ich direkt vorab schon mal beantragen, das bräuchte ohnehin ein paar Tage bis es dann da ist. Er gab mir sogleich den Tipp es mit einer Außenstelle unseres Bürgerbüros im Stadtteil nebenan zu versuchen, da ist immer weniger los und mittwochs haben die ja auch alle nur bis Mittags auf.
Da ist aber nicht nur weniger los. Ich hab zum wiederholten Male das Gefühl die sind auch schlechter gebrieft. Können sie nicht beantragen sagte die freundliche Dame auf der anderen Seite des Tisches. Nicht ohne ein Anschreiben, auf dem stünde wohin die Auszüge den geschickt werden müssen. Gibt aber in Bochum nur ein Ordnungsamt! Das sagte dann auch der Herr von der Reisegewerbekartenanmeldung heute morgen um fünf nach acht.
Er hatte das Anmeldeformular schon mal ausgedruckt und so zog ich dann los mit dem Formular zum Bürgerbüro im Rathaus. Ein kleiner Gang kann nicht schaden und wenn man dann vor verschlossenen Toren steht hat man auch noch zeit bei der Kaffeehauskette einen Kaffee zu trinken und das Formular auszufüllen. Wohnsitz der letzten fünf Jahre wollten die wissen. Mir ist glatt unsere alte Hausnummer nicht mehr eingefallen. Fix den weltbesten Mann angerufen, der auf dem Weg nach Erfurt zum Arbeiten war. Freisprechanlage im Auto ist schon praktisch. Er nannte mir eine Hausnummer, aber auch nur mit dem Zusatz „glaub ich“. Na, ich hab’s mal mitgeglaubt und hingeschrieben. Ich hätte zwar auch vorbeigehen können, aber das hätte mich noch mehr Zeit gekostet und ich hatte nur noch 20 Minuten bis das Bürgerbüro endlich um 9 Uhr öffnete. Donnerstags nämlich eine Stunde später offen und dafür eine Stunde später zu. Ich erinnere mich, dass das eine Geldsparmaßnahme war für unseren gesperrten verschuldeten Stadthaushalt.
Wie ich dann so um drei vor neun vor dem Rathaus ankomme stehen schon zwanzig Leute vor der Tür und wollen ebenfalls rein. Wiedererwarten war ich nach fünf Minuten mit meiner mir zugeteilten Wartenummer 012 auch schon dran. Der junge Mann auf der anderen Seite des Tisches war kompetenter als seine Kollegin von der Außenstelle und fragte nur nach, ob es auch das Ordnungsamt Bochum sei. Na, geht doch! Also wieder zurück zum Ordnungsamt, Abteilung Reisegewerbekartenanmeldung.
Anmeldeformular abgegeben und Bestätigungen der Anforderung des Führungszeugnisses und des Auszuges aus dem Gewerbezentralregister vorgelegt. Er schrieb was auf, tippte etwas und dann kam er auf mein Anmeldeformular zurück. Ich sollte mehr Warengruppen angeben, alles was mir einfallen würde, was ich irgendwann mal machen könnte. Schlussendlich darf ich dann am Ende sogar Kleinmöbel auf Märkten verkaufen, wenn die genehmigt wird, aber in meinem Kopf da nagt es an mir. Hätte ich das Formular lieber noch mal mit nach Hause nehmen sollen und genauer darüber nachdenken? Wieso gibt es keine Kataloge in denen man vermeintliche Warengruppen nachschlagen kann? Jetzt isset zu spät, wenn noch was geändert werden muss kostet es wieder Geld. Aber hey, wenn alle Stricke reißen, dann verkaufe ich eben Kunsthandwerklich recyclestylete Kleinmöbel auf Märkten.
Man kommt sich im Übrigen vor wie ein Verbrecher, wenn man liest was die alles prüfen, bevor man diese Karte bekommt. Das angeforderte Führungszeugnis und den Auszug aus dem Gewerbezentralregister hatte ich ja schon erwähnt. Dann muss man sich noch eine Unbedenklichkeitserklärung beim Finanzamt abholen. Sie prüfen die Solvenz, ob man schon mal selbstständige Tätigkeiten in den Sand gesetzt hat etc. Am Ende ist man (oder ich) um je 13 Euro leichter für die Beantragung der Auszüge beim Bürgerbüro und 200 Euro für die Reisegewerbekarte. Einzig die Unbedenklichkeitserklärung beim Finanzamt kosteten fünf Minuten meiner Zeit, eine nette Begrüßung und Verabschiedung und die 50 Cent für das Parkticket ;o)
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