Nach der Begrüßung durch das freundlich lächelnde Krokodil mussten wir uns bis zu unserem eigentlichen Ziel nicht mehr lange gedulden. Kaum hörte das bewaldete Stück des Weges auf, schob sich schon von der Sonne umflutet der sagenumwobene mystische Ort im Teutoburger Wald in unser Sichtfeld. Die Externsteine zeigten sich uns in ihrer vollen Pracht und ließen mich einfach mal mit offenem Mund stehen und nach dem Teleobjektiv kramen. Natürlich hatte ich Bilder von den Externsteinen gesehen. Aber das ist wie Bilder vom Forum Romanum in Rom sehen. Wenn man davor steht, dann ist das alles nur gigantisch und unfassbar beeindruckend. Im Fall der Externsteine kommt hinzu, dass sie von der Natur geschaffen und durch den Menschen verändert wurden, auch wenn es dazu über die Jahre hinweg andere Meinung gegeben hat.
Als ich anfing Archäologie zu studieren, da fand ich mich von Angesicht zu Angesicht mit zwei Lehrerinnen meiner alten Realschule im Einführungskurs wieder. Die beiden waren mittlerweile in Rente. Bei der einen hatte ich Physik gehabt, die andere lehrte in den Parallelklassen Geschichte. Letztere hätte ich super gerne selbst in Geschichte gehabt, denn sie war eine der Lehrerinnen, die ihr Fach wirklich lieben und das auch durch den Unterricht transportieren. Und obwohl ich nie bei ihr Unterricht hatte kannte sie mich doch über meinen Vater, der während meiner gesamten Schullaufbahn Klassenpflegschaftsvorsiotzender war. Wieso ich so weit aushole? Besagte Lehrerin schenkte mir im Jahr 2007, ein paar Semester nach der Einführung, zwei Bücher. Das eine war ein historischer Roman zur Varusschlacht („Die Akte Varus“ von Hans Dieter Stöver) und das andere war „Ein Gang zu den Externsteinen“ von Winfried Buss. Den Roman habe ich verschlungen. Und das „Lehrbuch“ weckte in mir den Wunsch die Externsteine zusammen mit dem weltbesten Mann zu besuchen, die ja nur knappe 2 Stunden mit dem Auto von uns entfernt sind.
Wieso es ganze sieben Jahre gedauert hat, bis wir die Externsteine tatsächlich besucht haben, kann ich gar nicht genau sagen. Und ein bisschen schade ist es sicherlich auch, denn dieser Ort voller angenommener Mystik und tatsächlich gelebter Geschichte ist einfach wundervoll. Ein unbeschreiblich schöner magischer Hort. Dass Winfried Buss und sicher auch andere in ihm eine heidnisch-germanische Kultstätte sahen und in den Felsen von Menschen und Göttern geschaffene Bildnisse erkannten, verwundert den Besucher kaum. Und dass es ein Ort wie aus einem Märchen ist, das beweist das nächste Bild auf ausdrucksstarke Weise.
Tatsächlich handelt es sich bei den Externsteinen um einen Teil der mittleren Gebiergskette des Teutoburger Waldes, bei dem sich im Zuge seiner Entstehung waagerechte Gesteinsschichten senkrecht aufgestellt haben. Das geschah schon vor rund 70 Millionen Jahren und so verwundert es nicht, dass man diese aufgerichteten Felsen für göttliches Werk halten konnte. Die meisten der Bildnisse, die von Forschern und Laien in den Steinen erkannt worden sind, sind weder auf göttliches noch auf menschliches Zutun zurück zu führen. Dabei handelt es sich um die so genannte Wollsackverwitterung des Sandsteins, die zu dieser unverkennbaren äußeren Struktur führt. Nichtsdesto trotz macht es Spaß auf der Wiese vor den Externsteinen zu sitzen und zu versuchen Formen zu erkennen und mit etwas Fantasie Bilder darin zu sehen. Das ist ein bisschen wie beim Wolken gucken ;o)
Das einzige Bildnis, welches deutlich von Menschen erschaffen wurde ist das Kreusabnahme-Relief am Eingang zur Grotte. Dieses Bildnis und auch das Felsengrab können in die karolingische Zeit datiert werden. Die Grotte im Felsen wurde vermutlich als Kapelle genutzt. In der Neuzeit wurde das Gelände zum Jagdschloss ausgebaut und später wieder in seinen Ursprungszustand versetzt. Eine Zeit lang führte sogar eine Straßenbahnlinie durch sie hindurch. Von letzterem ist allerdings nichts mehr zu sehen.
Vom 01. April bis 03. November können die Externsteine auch begangen werden. Ungenormte Treppen winden sich an zwei Stellen hinauf. Trotz der schwindelerregenden Höhe habe ich es mir nicht nehmen lassen erst die eine und später die andere Treppe hinauf zu kraxeln. Immerhin war ich ja auch auf dem Säntis, da werden mich diese Sandsteinfelsen doch nicht klein kriegen können ;o) Belohnt wurde ich mich einer wundervollen Aussicht und einer Möglichkeit zu einem Schattenfoto.
Der Aufstieg ist ja in den meisten Fällen auch eher unproblematischer, als der Abstieg. Die Externsteine warten aber mit einem Extralevel auf. Es gibt eine wirklich fiese kleine schmale Brücke unter der Meterweit Nichts ist. (Außer genug Platz zum Fallen.) Perfekt für jede Höhenphobikerin. Zur Sicherheit hatte ich dem weltbesten Mann die Kamera in die Hand gedrückt und mich todesmutig am Geländer festgekrallt beim überqueren. Belohnt wurde ich mit weiteren tollen Ausblicken, einem wirklich hübschen Brückenfotomotiv und einem noch besseren Blick auf den Wackelstein. Und mit dem Blick durch den Sucher ist ohnehin alles nur halb so schlimm ;o)
Leider komme ich für eine Begehung der Externsteine mit meinem Posting trotz des goldenen Herbstes ein bisschen spät. Doch das ist die Gelegenheit für euch dieses Ausflugsziel auf eure Listen zu schreiben und gleich ab April im nächsten Jahr zu besuchen. Immer vorausgesetzt ihr braucht nicht auch ganze sieben Jahre dafür ;o)
Und weil das Wetter so gut war und wir uns gerade im Teutoburger Wald befanden, da mussten wir dann auch noch einem Helden einen Besuch abstatten. Doch davon erzähle ich euch dann nächste Woche.
Bis dahin. Habt es schön!
Verlinkt bei: Mittwochs mag ich, Urlaubslinkparty von Nähfrosch und Eure Urlaubsbilder
Quedlinburg – ein guter Start ins neue Jahr
Vor dem Jahreswechsel wünsche ich meiner Familie, meinen Freunden, den Menschen um mich herum einen guten